Die folgenden Beiträge sind noch Bruchstücke für einen Vortrag über "Obdachlosigkeit bei Männern" (Arbeitstitel), den ich ausarbeite um ihn verschiedenen Einrichtungen und öffentlichen Trägern anzubieten, zusätzlich zu meinen anderen Vorträgen. Daher bitte nicht gleich in der Bildzeitung veröffentlichen :-)
Ein nennenswertes Straßenkinderproblem existiert in Deutschland nicht im Vergleich zu dritte Welt Länder. Kinder werden immer in irgendwelchen Einrichtungen untergebracht. Eigentlich auch Jugendliche, aber diese sind schon oft nicht mehr gewillt, Hilfen anzunehmen und haben oft schon viele vergebliche Versuche hinter sich, Hilfe zu bekommen und haben diese oft einschränkend und negativ erfahren. Dafür erfahren sie eine Freiheit, „die in unserer Gesellschaft kaum mehr gelebt werden kann“, was das Leben besonders für männliche Jugendliche anziehend macht.Literarisch sieht man bei „Straßenkindern“ (Straßenjugendliche) geschlechtsspezifisch nur Literatur über weibliche Straßenjugendliche im Angebot. Wohl kaum aus dem Grund, weil es bei Jugendlichen tatsächlich ein wenig mehr weibliche als männliche Betroffene gibt. Vermutlich eher deshalb, weil das KJHG ausdrücklich vorschreibt, auf geschlechtsspezifische Benachteiligungen der Jugendlichen einzugehen (SGB viii) und dies allgemein verstanden wird als Aufforderungen, Frauen und Mädchen speziell zu berücksichtigen. Wobei zu berücksichtigen ist, dass Obdachlosigkeit bei männlichen Jugendlichen in der Regel auch sehr „verdeckt“ abläuft, indem die Betroffenen bei „Kumpels“ untertauchen und so zumindest einen Wohnsitz vorweisen können, obwohl sie ihn in der Tat kaum benutzen und so tagsüber das Straßenbild beherrschen.Wie bekannt verschiebt sich die Betroffenheit der Geschlechter stark in Richtung Männer (80%), wobei sowohl diese, als auch Frauen (20%) einen andersartigen Hilfeansatz benötigen. Auf diesen wird leider in der Literatur kaum eingegangen (zumindest was die Männerseite betrifft), was ich hier mit diesem Bericht etwas ausgleichen möchte.Bei Jugendlichen fällt auf, dass weibliche Jugendliche eher von sich aus das Haus verlassen, weil sie in ihrer Selbstbestimmung oft nicht unterstützt werden, während männliche Jugendliche meist gezwungenermaßen aus disziplinarischen Gründen das Elternhaus verlassen. Ein Verhalten, dass sich später auch bei erwachsenen Obdachlosen wiederfindet.Bei der Suche nach Hilfe erfahren gerade Mädchen oft eine Bevormundung, wenn sie einen Freund in der Straßenszene haben. In dem Versuch, das Mädchen zu bewahren und vor dem „bösen Mann“ zu schützen wird häufig von ihnen verlangt, sich von dem Freund zu trennen, der plötzlich als „Hauptübel“ dienen muss. Eigene Wünsche des Mädchens werden dabei geschlechtertypisch negiert, das Mädchen muss nur „bewahrt“ und „beschützt“ werden von der bösen Außen- sprich Männerwelt.Umgekehrt gibt es keine geschlechtsspezifischen Untersuchungen darüber, was einen Jungen dazu bringt, Hilfeeinrichtungen zu verlassen (vgl. Bodenmüller/Piepel 2003)
Wolfgang Wenger
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