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Aktuelle Meldungen kommentiert aus dem Standpunkt einer linksgerichteten Männerbewegung.

Das Ziel des Blogs ist insbesondere, die Punkte aus dem Manifest auf ihre Praxistauglichkeit zu überprüfen, sie zu diskutieren und gegebenenfalls zu ergänzen oder umzuformulieren.

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Samstag, 25. Juli 2015

Obdachlosigkeit / Jugendobdachlosigkeit Teil 2

Fortsetzung ......



Sowohl Jungen, als auch Mädchen, unterliegen spezifischen Rollenerwartungen, die zunächst eine Obdachlosigkeit verhindern sollen, durch Nichteinhaltung diese aber erst initiieren: Bei Mädchen ist es die verweigerte Autonomie und deren Sexualität, die beide einer Schutzfunktion von der Art eines „goldenen Käfigs“ erfüllen und für junge Mädchen immer weniger attraktiv werden. Bzw nur dankbar aufgenommen wird, wen sie vor persönlichen Konsequenzen entlastet.

Bei Jungen ist es die nach wie vor unhinterfragte Bestimmung, arbeiten und eine Familie ernähren zu können, d.h. Leistung zu erbringen. Dem Gegenüber steht die hohe Zahl der Ausbildungs- und Schulabbrecher und die unterschiedlichen Rollenerwartungen, denen sich die Jungen gegenüberstehen (Arbeit PLUS…). Dies macht es für die Jungen dringlicher, eine Peergruppe zu finden, in der andere Werte zählen, die sie besser erfüllen können (Nahrung und Alkohol beschaffen, Geld stehlen, Kumpels unterstützen…)

Viele Straßenjugendliche sind als solche nicht erkennbar, da sie das Problem meist selbst verschleiern. Die meisten Jugendlichen haben Angst vor Repressalien und Polizeikontrollen, kleiden und benehmen sich daher unauffällig, haben manchmal eine Scheinadresse (oft sogar bei den Eltern). Sie sind sozusagen verdeckt obdachlos, wollen dies auch so und sehen die Obdachlosigkeit auch nur als momentanen Zustand.

Hilfeangebote für Obdachlose, egal ob für Jugendliche oder Erwachsene, haben immer Akzeptanzschwierigkeiten, weil es um die Frage nach „schuldig“ oder „unschuldig an der Not“ geht. Insbesondere ist dies bei Männern der Fall, von denen ein wesentlich höheres Maß an Kompetenz verlangt wird, als z.B. von Frauen, denen es meist gelingt, einen Opferstatus für sich zu nutzen. 

Ebenso wird natürlich auch Mädchen eher geholfen als Jungen – wie oben zitiert um den Preis einer „Unterordnung“, Austritt aus der Szene und Einordnung in ein Hilfesystem, spätestens bei der Schwangerschaft des Mädchens. In der Regel inszenieren die Jungen und Männer auch eine eigene Schuld, da dies mit ihrem Rollenbild auch besser vereinbar ist als die Erkenntnis, etwas nicht geschafft, irgendwo versagt zu haben. Ein Fakt, der leider zu wenig berücksichtigt wird, da mit Erwachsenen nach wie vor zu selten geschlechtsspezifisch gearbeitet wird. Bei Jugendlichen wird immerhin das deutlich sozial auffälligere Verhalten zumindest beim Strafmaß bei Gerichtsverhandlungen berücksichtigt, wenn auch in den letzten Jahren eine deutliche Strafverschärfung zu beobachten ist, die dann den Jungen auf einen Weg in Straf- oder Dauerobdachlosigkeit ebnen.
Für straffälliges, delinquentes Verhalten des Jugendlichen gibt es aber zum Glück genügend spezifische Maßnahmen, da das Verhalten rollenkonform ist. Jungen, die anders auf ihre Obdachlosigkeit – oder auf ihre Probleme insgesamt – reagieren fallen dann leider aus dem Hilfesystem oder finden keine geeignete Stelle oder werden von dem evtl. Frauenüberschuss in diesem Marktbereich nicht angezogen. Jungen machen damit die für sie wichtige und einprägsame Erfahrung, dass für ihre Reaktion auf eine aktuelle Notlage keine Hilfe, sondern eine Strafform angemessen ist. Für Jungen und für Männer gibt es daher wenig Plätze für Ängste, Schwäche und Hilflosigkeit. Männer sollen die Verursacher oder die Lösung des Problems sein, nicht deren Opfer. Dieses Verhalten wird von den Obdachlosen nicht anerkannt und auch viel zu wenig – da kaum reflektiert, Gender ist was für Frauen! – von der Fachwelt und den Helfern.

Haftstrafen sind daher für männliche Obdachlose (auch ältere) oft die Regel, bei Frauen die Ausnahme – teilweise auch trotz vorhandener Straffälligkeit. 

Männer: Obdachlosigkeit, eigene Schuld, weniger Hilfe, Straftaten
Frauen: Obdachlosigkeit, Unterstellung der Schuldlosigkeit (auch aus dem Grund, dass Frauen weniger ernst genommen und mehr den Schutzinstinkt auslösen), Hilfeangebote, weniger Straftaten – viel weniger Anzeigen – noch weniger Haftantritte

Beide Geschlechter unterliegen damit einer self fulfilling prophecy, die der Männer schadet, die der Frauen nützt, den Rest erledigen Vorurteile.

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