Beschreibung

Aktuelle Meldungen kommentiert aus dem Standpunkt einer linksgerichteten Männerbewegung.

Das Ziel des Blogs ist insbesondere, die Punkte aus dem Manifest auf ihre Praxistauglichkeit zu überprüfen, sie zu diskutieren und gegebenenfalls zu ergänzen oder umzuformulieren.

Ein kurzer Klick auf die Werbung würde EUCH übrigens nichts kosten :-)
... und mir und meinem Verein für Männer und Jungen würde es helfen!

Montag, 4. August 2014

Frühe Fremdbetreuung ist für Kinder schädlich

http://www.welt.de/wissenschaft/article1494482/Fruehe-Fremdbetreuung-ist-fuer-Kinder-schaedlich.html

Frühe Fremdbetreuung sei für Kinder schädlich, melden "deutsche Psychoanalytiker". Was könnte ein linker Maskulismus darauf antworten? Was wäre das Fazit daraus?

Zunächst wäre zu fragen, was eine "frühe Fremdbetreuung" bedeutet. Dass Betreuungspersonen für jüngere Kinder sich nicht ständig ändern sollen, ist Allgemeingut. Dass eine Betreuungsform auch finanzierbar sein muss, ein anderes. Dass eine alleinige Betreuung durch eine einzige Person ebenso schädlich sein kann, wie zu viele Bezugspersonen sollte auch bekannt sein. Irgendwo ist die Wahrheit dazwischen und jedes Kind auch wieder anders. Die Politik hat nicht die Verantwortung alles zu finanzieren (P 8), sie hat aber Wege zu ermöglichen, die es Eltern erleichtern, sich für eine bestimmte Richtung zu entscheiden.

Bei einem Statement eines linken Maskulismus sind die Punkte 8, 10 und 12 zu beachten. Wie oben schon erwähnt bei P 8: Die Eltern sollen die Möglichkeit der Entscheidung haben - zumindest in einem gewissen Rahmen, da der Staat nicht alles finanzieren kann und darf.
Punkte 10 und 12 machen klar, dass beide Elternteile das Recht und die Pflicht der Betreuung haben.

Bei den ersten Monaten im Leben eines Kindes ist die Betreuung gesichert durch das Erziehungsgeld. Dieses ermöglicht eine persönliche Betreuung, finanziert durch den Staat, von beiden Elternteilen - leider mit unterschiedlicher Gewichtung. Eine weitere Erhöhung der Erziehungszeit sollte hier IMO mittelfristig angedacht werden, wobei berücksichtigt werden muss, dass sich hauptsächlich die Monate des zweiten Elternteils erhöhen sollen. Einen Ausgleich für alleinerziehende Mütter sollte es hier nicht geben (P 6).

Spätestens ab dem 2. Lebensjahr des Kindes sollten andere Betreuungsformen bereit stehen: Tagesmütter, Kinderkrippen, nachbarschaftliche Unterstützung mit öffentlichen Finanzierungshilfen (auch großelterliche Unterstützung). Ein öfterer Wechsel der Formen sollte nicht vom Staat unterstützt und finanziert werden (der im Bericht angesprochene häufige Wechsel der Tagesmutter)

Natürlich sollten auch Tageseltern - und MÜSSEN staatliche Kinderkrippen - zu einem Zeitpunkt zur Verfügung stehen, die den Eltern eine berufliche Tätigkeit zumindest halbtags ermöglichen.

Möglichkeiten für Männer, öfters Teilzeit zu arbeiten, sind unbedingt zu fördern. Bislang richten sich die meisten Maßnahmen für eine Vereinbarkeit von Beruf und Kind an die Mütter. Dies ist diskriminierend!

Evtl. zwei Jahre Erziehungszeit (gleichermaßen von Vater und Mutter) und danach - falls das Kind als Individuum noch nicht für Krippe oder Tagesvater/mutter geeignet ist - eine weitere Betreuung durch Teilzeit arbeitende Eltern. Hier wäre Esther Vilars ("Das Ende der Dressur") 5-Stunden-Konzept in Erwägung zu ziehen, wenn auch ein voller Lohnausgleich nicht machbar wäre.

Die im Bericht angesprochenen Mängel einer außerhäuslichen Betreuung sind natürlich auch eine Folge langjähriger Versäumnisse seitens konservativer Regierungen. Der dann nötige rasche Schwenk - quasi kurz vor dem Abgrund - lies nur quantitative Besserungen zu (und auch die nur mit einigen Nöten) und setzte die notwendige qualitative Besserung an zweite Stelle. Schnell mussten Erzieher und Erzieherinnen her, Tagesväter und Tagesmütter. Bei entsprechender Sensibilität der Eltern in Erziehungsfragen (höchste Anforderungen bei niedrigstem Kostenbeitrag) ergab dies vorhersehbare Konflikte.
Die neu angeworbenen Tagesväter und -mütter, die neuen Erzieher mussten und müssen ja auch durch einen Ausleseprozeß. Nicht jeder und jede "taugt etwas". Das gilt auch für ganze Einrichtungen. In einem mir benachbarten Landkreis musste eine Tageskrippe der Kirche nach einigen Warnungen komplett geschlossen werden. Die Kirche verlor gar ihre Trägerschaft (und das in Bayern!).
Es dauert also, bis genügend qualifizierte Fachkräfte vorhanden sind und weniger qualifizierte aussortiert wurden - und dies in einem Niedriglohnsektor! Richtige Auslese kann normalerweise erst beginnen, wenn auch die Bezahlung stimmt, damit der Berufszweig für Hochqualifizierte auch ansprechend wirkt.
Der größte Mangel ist aber nach wie vor die fehlende Zahl der männlichen Erzieher. Hier wäre natürlich erst die Familie zu bevorzugen, allerdings gilt diese Regel für die alleinerziehenden Mütter ohnehin nicht, nur bei den alleinerziehenden Vätern wäre hier ein guter Ausgleich vorhanden.

Die Bescheinigung einer "Krippenreife" wäre als Handlungsleitfaden durchaus interessant. Mir sind Kinder bekannt, die nach einem Jahr die Krippe schon sichtlich genossen haben, andere sind erst im 4. Lebensjahr soweit.

Nur... was machen Eltern, die dringend beide Gehälter brauchen (oder auch einfach nicht verzichten wollen), vielleicht gar Vollzeit, die dann auch noch mit dem Attest "mangelnde Krippenreife" entsprechend belastet sind? Letztlich müßte man sie dann alleine im Regen stehen lassen.
Wer meint, dann müssten die Menschen eben wieder soviel verdienen, dass ein Einkommen zur Ernährung der Familie reicht, der käme mit dieser konservativen Ansicht (jedenfalls wenn er mit dem einen Einkommen das väterliche meint) um eine LINKE Politik kaum herum, die mit einem Mindestlohn zumindest erste Ansätze in diese Richtung zeigt.

Mit Sicherheit darf man an die im Bericht angesprochenen weiteren Forschungen gespannt warten. Letztlich wird man aber immer zwischen wünschenswertem und finanzierbarem entscheiden müssen und irgendwie dazwischen den Weg finden.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich traue mich mal als Frau hierher... ;-)
Ich glaube, es ist ein typisch deutsches Problem, dass verallgemeinernd gesagt wird, Kinder dürften nicht zu früh „fremdbetreut“ werden und es würde ihnen schaden. In Frankreich und Skandinavien sagt das niemand und zumindest in Frankreich (wo ich mich oft aufhalte) erscheinen mir die Kinder ausgeglichener und weniger aggressiv als hier, wo sie noch dazu oft als Einzelkinder von Mami verwöhnt werden und weniger Sozialverhalten lernen.
Überhaupt finde ich es besser, wenn Kinder bis zum Ende der Grundschule nicht nur hauptsächlich von Frauen erzogen würden und nur deren Bild der Welt sehen. Deshalb plädiere auch ich dafür, dass sich beide Elternteile der Erziehung widmen (und vielleicht Vater und Mutter etwas weniger arbeiten, sofern das finanziell möglich ist). In Schweden müssen die Väter genauso lange Erziehungsurlaub nehmen wie die Mütter. Ich weiß nicht, ob man es als Zwang von oben aufdrücken sollte oder nicht eher die Wahlfreiheit lassen sollte, doch auf jeden Fall ist es in Schweden so, dass die Arbeitgeber das Vatersein auf diese Weise anerkennen, was hier leider zumeist nicht der Fall ist. Auch gibt es in Skandinavien viele männliche Erzieher. Das ist hier kaum denkbar, denn der Beruf wird schlechter bezahlt, was vor allem Männer abstößt, und das Bild des männlichen Erziehers scheint mir hier auch nicht so einen guten Ruf zu haben. Dazu kommt die schlechtere Ausbildung der Erzieher in Deutschland, in anderen Ländern sind sie besser pädagogisch ausgebildet und haben studiert.
2. Teil folgt, Zeichenanzahl begrenzt

Anonym hat gesagt…

Teil 2
Aber eine neugierige Frage an dich habe ich noch: Du hast diesen Blog des „linken Maskulismus“ aufgemacht. Ich lese heraus, dass du dich quasi vom „Feminismus“ überrollt fühlst und dich dagegen wehren willst. Dazu muss ich sagen, dass ich es auch beobachte, dass eine gewisse „Feminisierung“ der Gesellschaft voranschreitet, die ich ebenfalls kritisch sehe insofern, dass die Unterschiede zwischen Männern und Frauen immer mehr kleingeredet werden und so getan wird, als komme der Mensch als Neutrum zur Welt, das dann von der Gesellschaft zu Mädchen und Jungen erzogen wird. Das wirkt sich auf skurrile Weise in die Sprachforderungen mancher Gender-Frauen aus, die selbst die Abschaffung des vermeintlich nicht neutralen Wörtchens „man“ fordern.
Sicher war es wichtig und notwendig, dass es die Gleichberechtigungsdiskussion und manche Errungenschaften gegeben hat und man Frauen ebenfalls das Recht auf einen Beruf zuspricht und ihr dafür Anerkennung zollt und sie nicht mehr auf die drei Ks reduziert. Auch wenn es immer noch nicht erreicht ist, dass wir für gleiche Qualifikation und Arbeitsleistung den gleichen Lohn bekommen. Aber es hat sich etwas getan und damit haben die Frauen auch mehr Einfluss gewonnen, selbst wenn sie kaum in Führungspositionen sitzen. Ich glaube, dass ihr Männer, jedenfalls die jüngeren, zusehends verunsicherter werdet und nicht mehr wisst, wie ihr als Männer sein sollt und wollt und wie ihr euch selbst fühlt. Ist das aus deiner Sicht so?
Aus manchen deiner Blogbeiträge lese ich indirekt eine Kampfansage an die Frauen, du zitierst Beispiele, die mich schlucken lassen, etwa dass Ausländer an der Grenze besser behandelt werden als ein Mann, der unter dem Verdacht steht, Vergewaltiger zu sein. Solche Vergleiche finde ich, ähm, seltsam. Ich finde, es geht nur miteinander und nicht gegeneinander. Ich war nie Feministin, weil ich diese pauschale Abwertung der Männer, wie sie von Alice Schwarzer eingeführt wurde, nicht ausstehen konnte und kann. Und genauso empfände ich nun eine männliche Gegenbewegung dieser Art kontraproduktiv. Aber vielleicht kannst du mir erklären, was du willst, was ihr wollt? Und was hat es konkret mit dem „linken“ Maskulismus auf sich, warum grenzt ihr euch ab und bildet eine Untergruppe?
Grüße aus Freiburg

Wolfgang Wenger hat gesagt…

Hallo,
die Zeiten, in denen ich mich vom Feminismus überrollt fühlte, liegen hinter mir. Mein Anliegen ist es, für Männer und für Jungs eine Stimme zu entwickeln. Natürlich ist uns da der Feminismus einige Schritte voraus und gibt im Moment die Geschlechterthemen vor. Mein Anliegen ist es aber FÜR Männer und Jungs zu arbeiten und nicht GEGEN den Feminismus (P 13). Jede Bewegung braucht auch sein Gegengewicht. Das ist mein Verständnis einer pluralistischen Gesellschaft.

Es gibt den gleichen Lohn für gleich Qualifikation, Arbeitsleistung und Arbeitserfahrung. Wer in den Führungsetagen sitzt ist mir gleich. Die Männer in den Führungsetagen haben sich nie um die Männer in den unteren Etagen gekümmert und sie ausgebeutet. Dasselbe werden die Frauen tun. Die sollen sich um ihre eigenen Probleme kümmern. Unsere haben die auch nie interessiert! Das ist mein "linkes" Verständnis. Frauen in den oberen Etagen werden sich auch nicht um das Leben der Frauen in den unteren Etagen kümmern. Erste Anzeichen dafür hat gerade Arne Hoffmann in seinem Blog über Norwegen veröffentlicht.

"Ausländer an der Grenze besser behandelt als ein Mann, der in Verdacht der Vergewaltigung steht"? Worauf beziehst du dich da?

Zu deiner Fragen wegen "linkem Maskulismus": Der Maskulismus war nie eine einheitliche Bewegung sondern hatte immer - zum Glück - verschiedene Ansichten unter einem Hut vereint. Zunächst hat sich der Antifeminismus (Schweiz) als Untergruppe gebildet, dem z.B. schon der Verein Manndat als Verein fernblieb. Manndat will sich gar nicht so auf eine "Seite" festlegen - auch wegen seiner Satzung. Die Männerpartei war eher linksstehend. Arne Hoffmann, als einer der ersten, der einen deutschen Maskulismus formulierte, sieht sich als links-liberal.
Das "links" in meinem Blog ist eine Hilfsbezeichnung. Ich sehe in der Männerbewegung (der Gesamtbegriff) viele Unterströmungen (profeministisch, naturalistisch (Bly), antifeministisch, konservativ, links, Väterbewegung) und für alle kann Platz sein. In ihrer Frauenabhängigkeit sind sich Profeminismus und konservative Strömungen oft einig, so dass ich links und Profeminismus eigentlich als Gegensatz sehe. Dagegen sind sonst konservative Menschen in ihrem Verständis von Männern oft sehr "links". Links ist daher eher eine Hilfsformulierung, mangels einer besseren :-)
Als "Mutter" des linksgerichteten Maskulismus würde ich Esther Vilar sehen, die leider an dem Thema kaum noch Interesse hat.