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Donnerstag, 14. August 2014

"Manchmal saß ich nur in der Ecke und habe geweint"

Zur Stern-TV-Sendung vom 13.08.14

ab ca Minute 57:00

Sendung

Eigentlich ist der Link oben gar nicht empfehlenswert. Ich war sehr gespannt auf diese Sendung, es sollte um die Erfolge von Erziehungscamps für Jugendliche gehen. Daraus wurde aber ein Bericht über einen Jugendlichen, der eigentlich gut erzogen war, dann abgerutscht ist, in ein Erziehungscamp kam, dort nichts gelernt hat und froh war, wieder draußen zu sein. Schließlich hat er sich selbst berappelt und eine Freundin bekommen, die sich ihr Alphamännchen domestizierte - der Traum jeder Prinzessin.

Soweit alle Rollenklischees erfüllt.

Sein Fazit aus dem Erziehungscamp: "Manchmal saß ich nur in der Ecke und habe geweint. Das haben wir alle mal."

Für mich bleibt ein schaler Nachgeschmack. Auch aus meiner eigenen Arbeit als Sozialpädagoge kenne ich das Gefühl: Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil.
Da fragt man sich aber, warum man männliche Jugendliche immer gerne als "grobe Klötze" wahrnimmt. Hinter JEDER starken Fassade war IMMER Unsicherheit und Angst verborgen.
Die Prügelfraktion ("Mir hats auch nicht geschadet") vergißt sehr häufig, dass gerade die (männlichen) Jugendlichen, die man gerne mal verprügeln würde, meist auch die Jugendlichen sind, die immer schon verprügelt worden sind.
In einem Trainingscamp sollen diese dann durch Härte und weiteres Verbergen von Gefühlen den Umgang mit Gefühlen lernen???
Gerade bei der Jungenpädagogik fühlt man sich oft in die 1950er Jahre zurückkatapultiert: Allgemeine pädagogische Erkenntnisse scheinen hier plötzlich nicht mehr zu gelten. Etwas, was man in der Mädchenpädagogik nie wagen würde, haut man Jungen sprichwörtlich ins Gesicht. Das Erziehungscamp als Schule der Nation, weil es keinen Wehrdienst mehr gibt?

Meine Erfahrung war zwar, dass Kinder, die mit Geschrei erzogen worden sind, nicht mehr hören, wenn man etwas leise sagt. Sie nehmen das praktisch als "nicht gesagt" wahr. Trotzdem solle man sich hüten, sie weiter permanent anzuschreien, nur weil sie sonst nicht hören. Der Auftrag ist, sie auf die leisen Töne aufmerksam zu machen, sich nicht von einer harten Schale beeindrucken zu lassen. Das dauert! Das braucht Zeit! Ein Mensch, der 15 Jahre in einem Klima verbracht hat, gewöhnt sich nicht in 4 Wochen an ein anderes Klima. Daher haben Trainingscamps oft auch Erfolg: sie werden genauso angesprochen, wie sie es gewohnt sind. Gefühle haben in der Ecke ihren Raum, wo man leise weinen kann.

Da können wir auch gleich weiter prügeln. Das hat Erfolg, das sind sie schon gewohnt /Zynismus off

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